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Venuskräuter – passend zum Wonnemonat Mai

Der Wonnemonat Mai war bei allen Völkern den Liebesgöttinnen geweiht: bei den Germanen der Freya, den Griechen der Aphrodite und den Römern der Venus. Daher galt der Mai immer und überall als der Monat des Lenzes, der Liebe und der Hoffnung auf kommende Fruchtbarkeit.

Das Venusprinzip
Es ist daher auch ein guter Zeitpunkt, im Mai auf gesundheitsfördernde Venuspflanzen, sprich auf Frauenkräuter hinzuweisen: Frauenpower durch die Kräfte der Natur!

Liest man die antiken Göttersagen, sieht man, dass Venus/Aphrodite geprägt war durch Liebe, Schönheit, Harmonie und Fühlen. Die Schwäche der Venus ist ihre Eitelkeit. Den Planetenprinzipien werden bestimmte Qualitäten zugeordnet, zur Venus gehört das lichte Grün der Frühlingsblätter und das zarte Weiß- Rosa der Blüten in dieser Jahreszeit. Der Tag, der von Venus und ihren Prinzipien dominiert wird, ist der Freitag und in der Pubertät, also der Zeit von 14- 21 Jahren sollten sich ihre Prinzipien wie gefühlsmäßige Ausrichtung, aber auch Liebesfähigkeit und Sinnlichkeit entwickeln. Ein gestärktes Venusprinzip wird häufig in der Phase der Pubertät deutlich. Die meisten Psychosen brechen in diesem Alter aus. Das betrifft die Gefühle und deren Verarbeitung, die Nahrungsaufnahme und deren Resorption, Essstörungen und Fettsucht. Viel-leicht zeigt sich auch im gehäuften Auftreten von Anorexie und Bulimie und andererseits Fettsucht, dass die Verwirklichung des venusischen Prinzips in der heutigen Zeit sehr gestört ist. Die Organe, die dem Planeten Venus unterstehen, sind die Nieren, überhaupt der ganze Urogenitaltrakt, also auch die weiblichen Organe und der venöse (!) Blutkreislauf.

Auch hier könnte man zu philosophieren beginnen, dass weibliche Gesundheitsprobleme wie unerfüllter Kinderwunsch, Zyklusprobleme und gehäuftes Auftreten von Wechselproblemen ein Zeichen für mangelnde venusische Prinzipien in der heutigen Zeit sind.

Venuskräuter
Dem Venusprinzip entsprechend gehören dazu harmonisch ausgebildete Pflanzen, solche, bei denen die Blätter harmonisch gezahnt sind, runde, herzförmige oder samtig behaarte Blätter. Üppige Blütenbildung, häufig mit lieblichem, süßen Duft, Blütenfarben von rosa, weiß- rosa bis dunkelrosa zeigen die Venus ebenso wie süßlich angenehmer Geschmack. Viele Obstbäume, vor allem solche, die zu den Rosengewächsen zählen wie Apfel (war schon immer die Pflanze für den Liebeszauber), Pfirsich, Marille, Kirsche (deren Wirkung zwar unerforscht ist, aber wie der Spruch „Kirschen aus Nachbars Garten pflücken“ vermuten lässt, könnten Kirschblüten vielleicht eine weiblich anregende Wirkung haben) und Beerenfrüchte wie Erdbeere, Himbeere (die traditionell in der Geburtshilfe eingesetzt wird), Brombeere, etc. zeigen das Venusprinzip. Viele Rosengewächse wie der Frauenmantel enthalten Phytoöstrogene. Und natürlich ist die Rose die Venuspflanze schlechthin, allerdings- keine Rose, ohne Dornen (auch wenn es sich botanisch korrekt um Stacheln handelt). Stachelige Pflanzen werden dem kriegerischen Marsprinzip zugeordnet, aber das kennt man ja- keine Liebe ohne Leiden!

Der Frauenmantel, die Venuspflanze
„Aller Frauen Heilmittel“ wurde der Frauenmantel seit jeher genannt. Es geht ein ganz besonderer Zauber von dieser Pflanze aus. Wenn die Sonnenstrahlen auf die sanftgrünen rundlichen Blätter strahlen und der Tropfen in der Mitte des Blattkelches wie eine kristallklare Zauberperle zu strahlen beginnt, offenbart sich die Schönheit dieses Rosengewächses. Sinau nannte man daher den Frauenmantel , die Pflanze, die immer Tau trägt. Doch es ist kein Tau, der Frauenmantel scheidet das Wasser durch feine Poren am Blattrand selbst aus. Die Alchemisten betrachteten diese Tropfen als von der Pflanze gefiltertes Wasser, als natürliches Destillat und gaben ihr auch den Namen ihrer Wissenschaft, Alchemilla.

Dass der Frauenmantel eine wahre Hilfe für alle gesundheitlichen Frauenprobleme ist, zeigt er uns in seiner Signatur. Die Blätter sind rosettenartig gefaltet und muten wie ein Mäntelchen an, das die Frauen schützend einhüllen kann. Sowohl das Sanftgrün als auch die runde Form der Blätter zeigt eine reine Venussignatur genauso wie die zart-gelben Blüten. Besonders aussagekräftig ist, dass die zarten Blüten apomiktisch sind, das heißt, sie können ohne vorhergegangene Befruchtung keimfähige Samen bilden: Nachwuchs ohne männliches Wirken also! Wie schade, dass eine Pflanze, die ihren heilenden Einfluss auf Frauen so demonstrativ zeigt, von der Wissenschaft so vernachlässigt wird. Gegen Durchfall wird der Tee empfohlen, weil der Frauenmantel Gerbstoffe enthält. Doch diese Gerbstoffe zeigten bei japanischen (!) Untersuchungen ein viel breiteres Wirkungsprofil. Die Ellagitannine wirken gestagenisierend und bieten eine Breitbandwirkung von pilzhemmend über antibakteriell bis antiviral, weshalb sie in eben diesem breiten Spektrum gegen Erkrankungen im Scheidenbereich helfen. Noch viel wichtiger ist, dass diese Ellagitannine eine so starke Wirkung auf das Immunsystem haben, dass sie sogar tumorhemmend wirken können. Die japanischen Untersuchungen ergaben, dass sie das Wachstum von Brustkrebszellen hemmen können. Somit ist der Frauenmantel wirklich ein Schutzmantel, der vorbeugend gegen weibliche Krebsformen helfen kann.

Verwendet wird das blühende Kraut und es hilft bei folgenden Indikationen: Regelschmerzen, hormonregulierend, bei Zyklusschwankungen, prämenstruelles Syndrom, gebärmutterstärkend vor und nach der Geburt, Entzündungen im Scheidenbereich, milchbildungsanregend, Klimakteriumsbeschwerden, vorbeugend gegen Krebs weiblicher Organe und begleitend zur Krebstherapie

Taubnessel, das „sanfte“ Pendant zur Marspflanze Brennnessel
Die Taubnessel ist auch ein generelles Frauenkraut. Es ist wieder die Signatur, die ihre Wirkung anzeigt: ein rhythmischer Aufbau, abwechselnd weiße Blüten und Blätter. Das ergibt aus Sicht der anthroposophischen Medizin eine Pflanze, die die Rhythmik im weiblichen Körper herstellen kann. Sie hilft den Zyklus zu regulieren, vor allem wirkt sie sich regulierend auf die Schleimhäute aus. Die Taubnessel ist nämlich primär eine Mondpflanze und der Mond „regiert“ die Haut und die Schleimhäute. Hautzellen haben übrigens eine durchschnittliche Lebensdauer von 28 Tagen. Die Taubnessel enthält vor allem Schleimstoffe, etwas ätherisches Öl, Labiatengerbstoffe (die sogar antiviral wirken) und Iridoide mit einem breiten antibakteriellen Wirkungsspektrum. Damit wird die Taubnessel zu einem Balsam für Frauen mit Scheidenproblemen. Man nutzt die Taubnessel am besten in Form von Scheidenzäpfchen, in Kombination mit Frauenmantel und Rosenöl (ätherisches Öl). Solche Zäpfchen kann man in der Apotheke herstellen lassen. Sie helfen bei Scheidenproblemen nach Antibiotikagaben oder im Wechsel.

Betonie oder Ziest
Die Betonie ist mit ihren dunkelrosa Blüten und ihrer edlen, fast stolz anmutenden Gestalt, ebenfalls eine echte Venuspflanze. Leider ist ihre Verwendung als Frauenheil-pflanze in Vergessenheit geraten. An Inhaltsstoffen findet man Gerb- und Bitterstoffe sowie Alkaloide, denen eine nervenstärkende Wirkung zugeschrieben werden kann. Hippokrates schätzte die Betonie als Wunderheilmittel und als krampflösende Pflanze. Hildegard von Bingen empfahl das Kraut gegen Albträume und auch gegen Menstruationsstörungen: „Eine Frau, die an zu starkem Mondfluss leidet, der auch unregelmäßig ist, lege das Betonienkraut in Wein und trinke oft und sie wird geheilt werden“. Auch in der Volksmedizin wurde die Betonie bei starken Monatsblutungen eingesetzt. Auch wenn es keine aktuellen wissenschaftlichen Forschungen zur Wirkung der Betonie gibt, könnte man ihren Einsatz empfehlen in Form von Tee (im Aufguss zubereiten, 10 Minuten ziehen lassen) oder als Tinktur (frisch gepflückte Blätter und Blüten zerkleinert in ein Glas geben, mit 40 % Alkohol übergießen (wenn möglich an einem Freitag = Venustag) und nach 3 Wochen abfiltern. Als Heileigenschaften und Indikationen kann man folgende empfehlen: Starke Menstruationsblutungen, nach Operationen, vor allem solche an der Gebärmutter oder Kaiserschnitt, gegen Durchfall, auch bei Blasenentzündungen, bei Neigung zu Migräne wirkt die Betonie mild ausgleichend und nervenstärkend, überhaupt kann sie auch Schmerzpatienten empfohlen werden.

Achtung: Nicht währen der Schwangerschaft

Venusische Düfte für anziehende Frauen
Es sind vor allem Blütendüfte, die Frauen anziehend machen können. Dabei sind dem Venusprinzip eher die süßen lieblichen Düfte wie Rose und Geranium, honigsüß duftende Ginsterblüten oder süßholzig duftendes Sandelholz und Rosenholz sowie süß- duftende Harze wie Benzoe und Tolubalsam zugeordnet. Aber auch narkotisierend schwülstige Monddüfte wie Jasmin, Ylang- Ylang oder Tuberose und moschusähnlich duftendes Patschuli und Moschuskörner können helfen, die Ausstrahlung von Frauen zu unterstützen. Je nach Frauentyp kann man durch eine richtige Mischung dieser ätherischen Öle ein Parfüm gestalten, das die venusischen Prinzipien bei Frauen optimal zur Geltung bringt.

Ein Beitrag von Miriam Wiegele, (verstorben 2022)
www.miriamwiegele.at