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TEM für Hunde, Katzen und Pferde

Die Anwendung von Heilpflanzen zur Behandlung verschiedenster Erkrankungen ist ebenso alt wie die Menschheit selbst. Sicher ist auch so manchen bekannt: Viele wilden Tiere fressen bei Beschwerden gezielt Pflanzen oder stärken sich damit zum Schutz vor Erkrankungen. Folglich können sowohl Menschen von der heilenden Kraft der Natur profitieren, als auch unsere Haustiere.

In der Veterinärmedizin fand ab dem 19 Jhd. zunehmend eine Abkehr von der Phytotherapie für Tiere statt, bis sie in den veterinärmedizinischen Praxen gänzlich verschwand. Heute bewirken zahlreiche Untersuchungen und auch ein ganzheitlicher Blick Nach- und Umdenken zur Pflanzenmedizin. Zudem gibt es von Seiten der Tierbesitzer verstärkt den Wunsch, naturheilkundliche Methoden auch bei Tieren zur Prophylaxe und Therapie zu nutzen.

In der Traditionellen Europäischen Medizin werden unterschiedliche Methoden eingesetzt, um die Gesundheit zu fördern, das Wohlbefinden zu steigern und Krankheiten zu behandeln, auch bei den Tieren ist das möglich. Neben der Phytotherapie, die in der TEM eine zentrale Rolle spielt, bieten sich außerdem andere traditionelle und natürliche Maßnahmen an, die zur Pflege und Behandlung von Haustieren eingesetzt werden können, wie etwa ausleitende Verfahren, Wickel und manuelle Therapien.

Primär für die Gesundheit eines jeden Tieres ist eine artgerechte und ausgewogene Ernährung. Naturbelassenes, frisches Futter mit hohem Fleischanteil für Fleischfresser (Hunde, Katzen) oder qualitativ hochwertiges Raufutter und Getreide für Pflanzenfresser (Pferde) bilden die Grundlage. Tier- und altersspezifische Unterschiede müssen dabei beachtet werden. Übergewicht soll aufgrund der negativen Auswirkungen vermieden werden. Wie auch für den Besitzer ist regelmäßige und angemessene Bewegung für alle Tiere wichtig, nicht nur für die körperliche, sondern auch für die seelische Gesundheit. Besonders bei Hunden und Pferden spielt sie eine wichtige Rolle in der Prävention von Erkrankungen.

Vergleichbar zu der therapeutischen Anwendung beim Menschen können die humoralen Prinzipien auf die Tiere umgelegt werden. Das Wissen um die humoralen Qualitäten der Erkrankungen und die Interpretation beim eigenen Tier erfordern zwar Fingerspitzengefühl, zahlt sich jedoch gerade in der „Selbstmedikation“ des eigenen Haustieres aus.

Hilfreich und leicht als Laie anwendbar sind Wickel oder Kompressen. Sie können bei verschiedenen Beschwerden lindernd wirken, die Durchblutung fördern, Schmerzen mildern und Entzündungen entgegenwirken. So können für einen Wärmereiz schleimhaltige Drogen wie etwa Leinsamen oder Kartoffeln mit heißem Wasser zu einem Brei verkocht werden. Schafgarbe oder Löwenzahn als Pulver zugesetzt unterstützen die entgiftende Wirkung. Das Ganze wird 1-2 cm dick auf ein Tuch aufgetragen, anschließend aufgelegt und mit Tüchern oder Decken fixiert. Nach dem Eintrocknen können die Reste abgerieben oder abgewaschen werden. Durch den Wärmereiz wird die Durchblutung gefördert, Schärfen abtransportiert und Schmerzen und Entzündungen gemindert.

In der Phytotherapie gibt es jedoch einiges zu beachten. Wichtig ist ein umfassendes Verständnis der Pflanzenwirkungen sowie der Konstitution des Tieres. Erhöhte Vorsicht bedarf die Therapie der Feliden: Sie metabolisieren als strenge Fleischfresser pflanzliche Stoffe anders als Omnivora oder Herbivora, weil ihnen bestimmte Enzyme zum Abbau verschiedener Wirkstoffe aus Pflanzen fehlen. Eine Anwendung bedarf daher unbedingt Erfahrung oder die Begleitung durch einen Therapeuten. Die Dosierung muss im Vergleich zum Menschen reduziert werden.

Pflanzen zur Tonisierung des Magens und Unterstützung der Coctio, die auch eingeschränkt bei Katzen gegeben werden können sind Wegwarte, Kalmus oder Benediktenkraut. Andere Magentonika wie Tausendguldenkraut, Angelika oder Löwenzahn sind für Katzen ungeeignet. Bei Hund und Pferd ist eine Gabe jedoch als Pulver, Tee und Tinktur möglich. Zur Unterstützung des Lymphsystems bei phlegmatischen Erkrankungen können bei Hund und Pferd sowie bei Katzen das Stiefmütterchen oder die Walnussblätter dienen. Letztere werden zudem als Gemmomazerat verabreicht. Augentrost allerdings ist bei Katzen kontraindiziert, bietet erfahrungsgemäß bei Pferden gute Unterstützung bei verschiedenen Augen- und Fellerkrankungen. Grundsätzlich gilt für die genannten Pflanzen bei Katzen, dass sie als wiederholte Gabe nur bei strenger Indikation und nur jeden zweiten oder dritten Tag verabreicht werden dürfen.

Bei Belastungen der Nerven können dem Futter von Pferd und Hund Pulvermischungen aus Hopfen, Melisse und Lavendel zur Verminderung von Stressreaktion gegeben werden. Durch den Hopfen sind die Nerven gut gewärmt und genährt und können so ihre Funktion ideal erfüllen. Mit Melisse und Lavendel wird außerdem Hyperkinesen vorgebeugt. Für Katzen ist diese Mischung ungeeignet, es bietet sich jedoch die sparsame Verwendung von ätherischem Lavendelöl oder Lavendelhydrolat an. Prinzipiell dürfen bei jedem Tier ätherische Öle nur äußerst sparsam appliziert werden, da die feinen Nasen der Tiere leicht irritiert werden. Gute Erfahrungswerte gibt es außerdem mit Vitalpilzen. Sowohl Pulver als auch Extrakte können bei den genannten Spezies verwendet werden und bieten rasche Unterstützung bei verschiedenen Krankheitsbildern.

Fallbeispiel Katze 1 Jahr alt. Wiederkehrende Augenentzündungen. Flaschenkind.
Therapie: Jeden dritten Tag ein Tropfen der Mischung aus Benediktenkrauttinktur mit Walnussmazerat. 2 x 6-wöchige Kur mit 3 Wochen Pause. Im zweiten Turnus begleitend Probiotika. Auftreten der Entzündungen wesentlich verbessert, keine antibiotischen Augentropfen mehr erforderlich, gelegentlicher Bedarf an Homöopathischen Augentropfen zur Pflege.
Die Auswahl der richtigen Heilpflanze und die Bestimmung der passenden Dosierung sind entscheidend für eine erfolgreiche Behandlung. Entsprechende Dosierungslisten können moderner Literatur für Phytotherapie für Tiere entnommen werden. Ältere Literatur dosiert gerade bei Katzen zu hoch. Dies gilt es zu beachten! Eine Katze oder ein Hund mit 2 kg Körpergewicht bekommt etwa lediglich einen Tropfen einer Tinktur in etwas heißem Wasser, das ins Futter gemischt werden kann, ein Pferd mit ca. 300 kg Körpergewicht ca. 30 Tropfen.

Die TEM eröffnet vielleicht in der Tiermedizin einen ganzheitlichen Ansatz, der besonders zur Unterstützung der allgemeinen Gesundheitsvorsorge oder bei chronischen Krankheiten von Bedeutung sein kann. Die Integration von Phytotherapie in therapeutische Konzepte sollte bei schwerwiegenden Erkrankungen gerade bei Katzen in enger Abstimmung mit erfahrenen Therapeuten erfolgen. So kann das Wohlergehen unserer Vierbeiner auf natürliche Weise optimal gefördert werden.

Text zur Verfügung gestellt von
Mag.a pharm. Dr. Gabriele Kerber-Baumgartner
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