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Pilze für Wohlbefinden und Gesundheit

Teil II

Im Spätsommer und Herbst gilt es hinaus in den Wald zu den Pilzen zu gehen – die Pilzsaison ist eröffnet. Bereits während der Sommermonate sprießen Champignons, Steinpilze oder Pfifferlinge, im Herbst sind sie besonders ausgiebig zu finden. Pilze aus Wald und Flur stehen jedoch ganzjährig zu Verfügung: im Herbst der Schopftintling, im Spätherbst und Winter das Judasohr, der Austernseitling und der Samtfußrübling, im Frühling die Morcheln. Die Schmetterlingstramete ist ganzjährig in der Natur zu ernten, jedoch kein Speisepilz. Viele Schwammerl werden mittlerweile aus Bio-Zucht im Handel frisch oder getrocknet angeboten. Fast alle haben nachgewiesene therapeutische Wirkungen.

Die Verwendung der Pilze hat bei uns eine lange Tradition. Bilder aus dem 11. und 12. Jhd. n. u. Z. zeigen Bibelszenen mit groß dargestellten Pilzkörpern. Die Nutzung der Pilze bei spirituellen Ritualen veranlasste die Kirche vermutlich Pilze mit Hexen in Verbindung zu bringen, womit das Wissen über die Heileigenschaften in Folge verloren ging. In mittelalterlichen Kräuterbüchern sind nur mehr wenige bis gar keine Schwammerl erwähnt. Asiatische Länder zeigen indes eine durchgehende Tradition. Mittlerweile wird seit ein paar Jahrzehnten verstärkt im abendländischen Raum an medizinischen Anwendungsmöglichkeiten von Pilzen und deren Inhaltsstoffen geforscht, denn viele Schwämme beinhalten pharmakologisch aktive Stoffe. Einige davon lassen sich in Form der Fruchtkörper leicht in unseren Wäldern finden:

Champignon (Agaricus bisporus und andere Arten)
Wir kennen schätzungsweise 200 verschiedene Champignon-Arten; die meisten sind essbar. Vorsicht ist dennoch geboten, da auch einige Giftige wie etwa der Karbolchampignon beschrieben sind. Diese Schirmlinge bilden von Mai bis Oktober in den heimischen Wiesen und Wäldern Fruchtkörper aus und sind weiters ganzjährig als Zuchtpilze verfügbar. Kein anderer Speisepilz wird weltweit in solch großen Mengen angebaut wie der Champignon.

Studien zufolge schützen diese Pilze die Leber und unterstützen die Gesundheit. Präventiv kann er bei Tumorerkrankung angewendet werden. Medizinisch begleitet von erfahrenen Therapeuten erfolgt die Anwendung bei verschiedenen Krebserkrankungen ergänzend zur klassischen Therapie. Ferner fördert der Champignon die Wundheilung und beugt übermäßiger Narbenbildung vor.

Judasohr (Auricularia polytricha)
Das Judasohr ist ein Pilz der ganzjährig auf Holundersträuchen wächst und folglich Hollerschwamm genannt wird. Der Pilz ist für Personen mit Herz-Kreislauferkrankungen gedacht, er verbessert die Fließeigenschaften des Blutes und damit die Durchblutung insgesamt. Seine Wirkungen entfalten sich bei zu hohem Blutdruck und Blutzucker; er wird bei Typ 2 Diabetes gegeben. Interessanterweise hilft er sowohl innerlich und äußerlich zur Blutstillung. Beschrieben ist die Harmonisierung bei Muskelkrämpfen und Rückenschmerzen, er wirkt allgemein vitalisierend und als Stärkungsmittel und selbstverständlich zur Unterstützung des Immunsystems.

Schopftintling (Coprinus comatus)
Dieser Lamellenpilz wächst bis November auf nährstoffreichen Wiesen, Äckern und am Wegesrand, er ist häufig zu finden. Er muss jung rasch verarbeitet werden, denn er zerfließt bald zu einer schwarzen Flüssigkeit, in der die reifen Sporen enthalten sind. Wegen seines besonderen Aromas wird er auch Spargelpilz genannt, er kann getrocknet werden. Er enthält Vitamin C, B1, B2, und B3 sowie Inhaltsstoffe die antioxidativ wirken. Haupteinsatzgebiet ist die begleitende Therapie bei Diabetes sowohl Typ 1 als Typ 2. Die Blutzuckersenkung kann so heftig sein, dass zwingend eine Überwachung der Werte erforderlich ist. Bei Durchblutungsstörungen kann er ebenso gegeben werden, wie bei Störungen der Darmflora und bei Hämorrhoiden. Wie alle Pilze kann er bei Tumorerkrankungen unterstützend helfen.

Samtfußrübling (Flammuling velutipes)
Der auch „Winterpilz“ genannte Schwamm ist ein ausgezeichneter Speisepilz, wobei nur die Hüte verarbeitet werden. Er kommt von Oktober bis März vor, seine Fruchtkörper sind frostunempfindlich und faulen nicht. Zu finden ist er an Totholz von Laubbäumen sowie an lebenden Stämmen und ist zu dieser Jahreszeit fast unverwechselbar. Als Zuchtpilz ist er unter dem Namen Enoki erhältlich. Untersucht sind seine antimikrobiellen Eigenschaften sowie sein modulierender Einfluss auf das Immunsystem. Dem entsprechend kann er bei Infekten sowie präventiv und begleitend bei verschiedenen Krebsarten gegeben werden.

Schmetterlingstramete (Trametes versicolor)
Die hübsche Schmetterlingstramete ist bei uns ganzjährig leicht zu finden, allerdings ist sie kein Speisepilz. Sie wächst an totem Holz, bildet flache, rosettenartige Hüte aus, die in verschiedenen Farben zonenartige Ringe aufweist.

Der auch als Coriolus bezeichnete Schwamm enthält neben Mineralstoffen, Vitaminen und Spurenelementen einen hohen Anteil an proteingebundenen Polysacchariden. Diese sind hocheffektive Immunstimulanzien und erzielen in der begleitenden Krebstherapie Erfolge. Das Haupteinsatzgebiet liegt somit in der Prävention sowie bei der Unterstützung bei der Behandlung von Tumoren, jedoch auch zur Abschwächung der Nebenwirkung in der Strahlen- und Chemotherapie. Bestätigt ist seine Anwendung zur Verbesserung der Wirksamkeit von Krebsmedikamenten. Die Schmetterlingstramete weist einen kräftigen antimikrobiellen Effekt auf und wird bei Candidainfektionen sowie allen Formen der bakteriellen und viralen Erkrankungen gegeben; sie stärkt und reguliert das Immunsystem. Therapeutische Anwendung findet sie darüber hinaus zur Behandlung von Autoimmunerkrankungen und Allergien.

Da der Pilz aufgrund seiner Zähigkeit und seiner Aromen als Speisepilz ungeeignet ist, wird er getrocknet und zu Pulver verarbeitet. Dieses kann bis zu einer Dosis von 8 g pro Tag eingenommen oder als Tee aufgegossen werden. Die Verarbeitung in Speisen ist unter Beachtung des Eigenaromas möglich.

Eierschwammerl (Cantharellus cibarius)
Der als Pfifferling bekannte Speisepilz, dessen pfeffriger Geschmack des rohen Fleisches namensgebend ist, kommt von Juli bis November vor und ist sehr beliebt. Er gilt als schwer verdaulich und sollte daher zur Verarbeitung dünn und klein geschnitten werden. Das Eierschwammerl gehört nicht zu den gängigen Heilpilzen, hat aber vergleichsweiße hohe Werte an Vitamin D und Betacarotin. Nachgewiesen sind hohe Mengen an Kalium, viel Kupfer und Zink. Wie alle Pilze wirkt es auf das Immunsystem. Entgegen der üblichen Meinung lassen sich Eierschwammerl trocknen. Das Kochwasser soll, wie bei allen getrockneten Pilzen weiterverarbeitet werden, da sich darin der Großteil der bedeutenden Inhaltsstoffe befindet.

Verwandt mit dem Pfifferling ist die Totentrompete (Craterellus cornucopioides), die ein besonders feines Aroma entwickelt und farbige Carotinoide (Xanthine) und Radikalfänger enthält.

Herrenpilz (Boletus edulis)
Der Steinpilz ist ein Röhrenpilz mit festem Fruchtkörper und kompaktem Fleisch. Gefunden werden kann er von Juli bis in den November hinein -je nach Witterung- in lichten Nadel- und Mischwäldern. Er ist besonders reich an Aminosäuren, die Hälfte davon besteht aus lebenswichtigen essenziellen Aminosäuren. Praktisch alle B-Vitamine sind nachgewiesen, B 12 ausgenommen, auch Vitamin K und E sind enthalten. Von den Mineralstoffen beinhaltet der Pilz Kalium, Eisen, Kupfer, Mangan und Zink. Er besitzt außerdem ein natürliches Anreicherungsvermögen für Selen, welches organisch gebunden ist und dadurch besonders leicht vom Körper aufgenommen werden kann. Der Steinpilz scheint Schwermetalle wie Quecksilber oder Silber einzulagern, er sollte daher an unbedenklichen Standorten gesammelt. Der Steinpilz enthält antioxidativ wirkende Verbindungen, die eine deutliche Hemmwirkung gegenüber verschiedenen Tumoren zeigen. Die entsprechenden Inhaltsstoffe sind nur im Fruchtkörper enthalten. Der Pilz schützt vor Schädigungen der Gehirnzellen und stärkt die Gesundheit. Plinius empfahl den Steinpilz für den Magen. Eine Tinktur des Steinpilzes wird bei Durchblutungsstörungen, Blutdruck, Durchblutungsstörungen des Herzens und Zysten sowie Myomen eingesetzt. Wegen des Gehalts an Selen und Vitamin E ist die Einnahme bei Schilddrüsenproblemen empfehlenswert.

Weitere heimische Pilze, denen positive Effekte auf die Gesundheit nachgewiesen wurde, sind etwa der Hallimasch (Armillaria mellea), der Pilz für das „gute Altern“, der beruhigend wirkt. Zu nennen ist der Austernseitling (Pleurotus ostreatus), der antioxidative Wirkungen entfaltet. Medizinisch wird er bei Beschwerden der Muskel und Sehnen gegeben. Ein besonderer Schwamm ist der Schiefe Schillerporling (Inonotus obliquus), der unter dem Namen Chaga arzneilich verwendet wird. Anwendungsgebiete sind Beschwerden des Magen-Darm-Trakts, wobei die Stabilisierung der Darmflora im Vordergrund steht, wodurch ferner die Beschwerdebilder der Haut verbessert werden. Seine Wirkung ist enorm antioxidativ und zeigt im Vergleich zu anderen Pilzen höchste Werte.

Pilze gehören aufgrund all ihrer vielfältigen Wirkungen auf den Speiseplan und können auf diese Weise leicht therapeutisch unterstützend genutzt werden. Bei schwerwiegenden Erkrankungen wie bei den hier oftmals genannten Tumorerkrankungen, sollte zwingend die Hilfe eines Spezialisten hinzugezogen werden. Dieser wird individuell passende Pilze in Ergänzung zur konventionellen Therapie sowie geeignete Darreichungsformen und Dosierungen empfehlen können.

In unseren Wäldern und Wiesen lassen sich neben Kräutern also zusätzlich Pilze für unser Wohlbefinden entdecken. Wie bei den Pflanzen gilt es daher, nur solche zu nehmen, die bekannt oder einwandfrei zu identifizieren sind. Ferner mögen im Sinne der Schonung der Ressourcen Pilze nur für den Eigenbedarf gesammelt werden. Unsere heimischen Pilze können fast ganzjährig unsere Gesundheit und Homöostase, also unsere Mitte und unser Gleichgewicht auf breiter Ebene fördern. Sie sind damit regelrechte Mediziner der Natur.

Literatur bei der Verfasserin

Text zur Verfügung gestellt von
Mag.a pharm. Dr. Gabriele Kerber-Baumgartner
www.apotheke-hofwiese.at