Mag.a Maria Walcher

Über mich:

Maria Walcher, Expertin für immaterielles Kulturerbe

Aufgewachsen in der Wachau verdanke ich wesentliche Prägungen – vor allem die kulturelle Ausrichtung – meiner Familie. Zwischen dem bäuerlich-handwerklichen Verständnis der steirischen Seite des Vaters und der bürgerlich-urbanen Welt meiner Wiener Mutter wuchs ich ganz selbstverständlich mit unterschiedlichen Lebensentwürfen auf.

Das gastfreundliche Elternhaus bescherte uns drei Kindern darüber hinaus vielfältigste Begegnungen und förderte so unser Verständnis für andere Welten, Dialekte und Sprachen. Eine Hauptrolle spielte dabei stets das Singen – kaum eine gesellige Runde, wo mein Vater nicht zur Gitarre griff. Im Österreichischen Volksliedwerk – Dachverband der Volksliedwerke der Bundesländer – konnte ich diese Erfahrungen sowie meine im Studium der Volkskunde und Musikwissenschaft gewonnenen Erkenntnisse nutzbringend anwenden. Zahlreiche Feldforschungen erschlossen mir die musikalische Vielfalt und Lebendigkeit der österreichischen Regionen. Als Generalsekretärin gelang es, mittels Projekten zur Dokumentation und Vermittlung den in den 1980er Jahren noch stark durch die Nazizeit geschädigten Stellenwert von Volksmusik zu heben. Eine ungeahnte Erweiterung und Anerkennung erfuhr der Begriff Tradition schließlich durch die neue UNESCO-Konvention zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes der Menschheit im Jahr 2003. Die Umsetzung dieses internationalen Übereinkommens in Österreich wurde mir übertragen. Mit der Erstellung eines nationalen Verzeichnisses konnte mittlerweile die öffentliche Aufmerksamkeit auf bisher weitgehend unbemerkte lebendige Traditionen, speziell auf die Bedeutung von unbeachtetem Wissen und Können gelenkt werden. Respekt und Wertschätzung für Menschen, die dieses Erfahrungswissen weitergeben, gehören zu meinen großen Anliegen.

Mein persönlicher Spruch:

Ich folge weiterhin meinem Herzen, das muss der Verstand ja nicht wissen!

Mein Weg in die bzw. mit der TEM:

„Ist Traditionelle Europäische Medizin auch kulturelles Erbe?“ – Diese Frage von Helmut Olesko im November 2005 sollte nicht nur mein Verständnis für immaterielles Kulturerbe schlagartig erweitern. Die Bedeutung von Erfahrungswissen im Umgang mit der Natur – vorrangig die Beschäftigung mit traditionellen Heilmitteln und -methoden – wurde in der Folge zum zentralen Thema in der Umsetzung der UNESCO-Konvention zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes der Menschheit in Österreich. Unter dem Schirm der internationalen Organisation UNESCO und mit dem Fokus auf kulturelles Erbe konnten festgefahrene Positionen neu diskutiert werden. Die wesentlichen Akteure – Gesundheitsministerium, Ärzte- und Apothekerkammer, Wissensträger:innen in verschiedenen Heilberufen sowie Produzent:innen von einschlägigen Produkten – entwickelten in Arbeitsgruppen und Symposien gemeinsam Strategien zur Bewahrung von einem als wertvoll erkanntem Erbe. Eintragungen in das österreichische Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes wie etwa „Apothekeneigenen Hausspezialitäten“, das „Heilwissen der Pinzgauer*innen“ oder das „Pechölbrennen im östlichen Mühlviertel“ haben darüber hinaus zur Sichtbarmachung und öffentlichen Wahrnehmung von traditionellem Wissen im Umgang mit Gesundheit beigetragen. Es ist nicht zuletzt diesem Prozess der Bewusstseinsbildung zu verdanken, dass der junge Begriff „TEM – Traditionelle Europäische Medizin“ zunehmend an Akzeptanz gewinnt und Eingang in den allgemeinen Sprachgebrauch findet.

Mein Herzenswunsch für die Menschen

Vor allem Vertrauen zur eigenen inneren Stimme zu entwickeln und darüber hinaus die vielen heilsamen Schätze der Natur – Wasser, Luft, Kräuter, Früchte usw. – in der unmittelbaren Umgebung wahrzunehmen und zu nutzen. Ubi malum ibi remedium – nach diesem Zitat von Paracelsus ist das Heilmittel dort zu finden, wo man zu Hause ist!
 

Text und Bild zur Verfügung gestellt: Mag.a Maria Walcher