Sobald die Sonnenstrahlen schwächer und tiefer in die Landschaft strahlen, uns lange, kalte Nächte in die warme Stube drängen, werden auch die Heilpflanzen veranlasst, sich zurück zu ziehen. Tiere begeben sich in den Winterschlaf oder haben kraftvolle Nahrung gesammelt, um in der dunklen Zeit im Jahr ausreichend mit den nötigen Grundstoffen versorgt zu bleiben.
Die Sonne spiegelt sich in unserem Innersten. Sie ist unser Lebensfunke. Ihr Schwächer werden berührt auch uns Menschen. Irgendwann tritt Erschöpfung ein, sollte der Rückzug zur Regeneration genutzt werden können, natürliche Schwäche, Pause oder Reflexion hin zum Jahresabschluss nicht in Trübsal münden müssen. In dieser vorwinterlichen Zeit leiden vermutlich sehr viele Menschen unter Stimmungstiefs, Melancholie, Herbst- oder Winterblues, Schwermut oder Depression. Für manche ist sogar noch im Vorfrühling eine schier unüberwindbare Traurigkeit an der Tagesordnung. Da helfen erhellende, v.a. gelbblühende Pflanzen und goldgelbe Heilmittel, indem sie uns ihre lichtvollen Wirkstoffe schenken.
Mit der Stärkung der Psyche und des Immunsystems darf schon im Herbst begonnen werden. Das Bienenvolk macht es uns vor und schenkt uns bereits im Juni ein natürliches „Antibiotikum“, den sonnengoldenen Honig (Mel apis). Er begünstigt unseren Energiestoffwechsel, erhellt die Stimmung, stärkt die Nerven, wirkt enzymatisch und eignet sich als Medizinpferd für viele weitere Heilmittel. Zum Herbstbeginn beugt 1 TL täglich davon in Vitamin C reichem Zitronenwasser auch Erkältungen vor. Honig ist mit seinen großartigen Inhalten eine Medizin, kein beliebiger Süßstoff.
Der stinkende Storchenschnabel (Geranium robertianum), der selbst der nahenden Schneedecke trotzt und, sofern man eine Kolonie im Halbschatten der Waldesränder entdeckt hat, beinahe Jederzeit hilfsbereit. Sobald der Schnee jedoch am Schwinden ist, ladet und färbt er sich sogleich mit sprühendem Lebenssaft blutrot auf. Da ist eine Urtinktur, aus dem ganzen Kraut angesetzt, gerade richtig gegen die Frühjahrs-Depression. Aber auch so manche Entzündung, beruhend auf rauen Übergängen der Jahreszeiten, (z.B. Mandel-, Brustdrüsen-, Sehnenentzündung) lässt sich durch eine Auflage aus frischem Saft oder zerstampftem Kraut schnell heilen.
Das heilvolle Johanniskraut (Hypericum perforatum), als Tee oder Tinktur zubereitet, ist wohl eines der meistgenannten Heilkräuter, das Depression erst nicht aufkommen lässt, wenn es vorbeugend eingesetzt wird und heilt. Interessant ist ein Alkoholauszug der Blüten in 40%igem Nussschnaps, zu Johanni angesetzt! Ein Likörglas, jeden 2. Abend vor dem Schlafengehen eingenommen, erhellt bescheiden, effizient und einfach die Stimmung. Das Öl-Mazerat aus den Blüten dient zur abendlichen Einreibung des Herzens und vertreibt die Schwere. Bei drohender Erkältung reibt man nach einem Fußbad die Fußsohlen und die inneren Oberarme damit ein. Deshalb kann das Johanniskrautöl an Babies und Kleinkindern begleitend gegen Infekte und Unruhe sehr vorteilhaft eingesetzt werden. Mit einigen wenigen! Tropfen Ätherischem Öl der Bitterorange (Citrus aurantium ssp.amara), Orange (Citrus sinensis) oder Lavendel (Lavandula angustifolia) wirkt diese Rezeptur sehr breit gefächert auf das Gemüt und die Überwindung von schwerfälligen Situationen.
Lebensmittel und Gewürze, aus dem reichen Angebot sorgfältig gewählt, können wärmende und Melancholie vertreibende Wirkung erzielen. Hafer (Avena sativa) und Buchweizen (Fagopyrum) z.B. stärken die Nerven und wärmen von innen. Geriebener Ingwer (Zingiber off.) und Gelbwurz (Curcuma longa) gehören auch zu den Sonnenmitteln und stärken die Abwehrkräfte, wärmen das Herz und erfüllen den Geist mit reiner Freude. Das Kurkumin erhöht den Serotonin- und Dopaminspiegel, zwei wertvolle Inhaltsstoffe, die bei Depression verhältnismäßig minimal vorhanden sind. Safran (Crocus sativus) wirkt, laut iranischen Forschern, gleich effizient gegen Depression wie herkömmliche Antidepressiva (BMC Complementary and Alternative Medicine).
Bernstein (Succinum) und Weihrauch (Olibanum spp.) sind Harze und werden uns von den Bäumen geschenkt. Aus dem Wurzelreich liefern Erzengelwurz (Angelica arcangelica) und Baldrian (Valeriana off.) die Botschaft des Lichtes, um Geist, Seele und Körper gegen Kälte, Angst oder Depression zu wappnen. Sie alle können als Tinkturen, Pulver oder in Räucherwerk eingesetzt werden.
Menschen mit Stimmungsschwankungen sollten in der Winterzeit Lebensmittel wie Nachtschattengewächse (Solanaceae) eher meiden oder mit wärmenden Lebensmitteln und Gewürzen ausgleichen. Tomate, Paprika, Aubergine z.B. weisen eine kühlende Thermik auf oder fördern durch ihr im Schatten der Sonne (Mond) heranwachsen schlechte Laune. Dem entsprechend wird ihre Energie als eine zehrende angesehen, die im Hochsommer so keinen nennenswerten Einfluss hat.
Natürlich ist es für manche Menschen nicht leicht, die im Spätherbst eintretende Stille, das „Lebendige sich neigende“ „auszuhalten“. Eine sich selbst zugewandte Liebe, die das Licht der Seele nicht ausgehen lässt, duftende Gewürzplätzchen nach Hildegard von Bingen, Bienenwachs-Kerzenschein am Kaminfeuer, eine wärmende Schafwolldecke, eine Tasse Zimt (Cinnamomum zeyl.)–, oder Fichtennadel (Picea abies)-Tee und ein Buch über den Vogelsang begleiten uns wohlwollend über die Schwelle. Ceylonzimt enthält u.a. recht viel Kalium, was wiederum unterstützend bei „Übergängen“ geistiger Natur, in diesem Fall zur nächsten, aufsteigenden Sonnenwende, begleitet.
In akuten oder sich wiederholenden Fällen ist es sehr angebracht, sich gleich professionelle Hilfe zu holen. Je länger zugewartet wird, umso schneller entsteht ein Gefühl der tiefdunklen Aussichtslosigkeit. Diese Situation erfordert weitere Maßnahmen in umfangreicherem Maße.