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Kräuter für die Augen

„Schau mir in die Augen, Kleines,“ dieser berühmte Satz aus dem Film Casablanca sagt es sehr klar aus. Unsere Augen lassen nicht nur Eindrücke herein, sondern sie lassen sie auch heraus. In ihnen sieht man die Gefühle und Stimmungen der Menschen.

Die Augen, Spiegel der Seele
Es sind unsere Augen, die in Tränen ausbrechen und so eine psychische Situation nach außen offenbaren. Liebe dagegen macht blind- im Stadium des Verliebt seins sieht man die Realität nicht mehr klar. Die häufigsten Störungen im Bereich der Augen sind Kurzsichtigkeit und Weitsichtigkeit, wobei Kurzsichtigkeit vor allem in der Jugend auftritt und die Weitsichtigkeit eine Störung des Alters ist.

Aus psychosomatischer Sicht lässt sich das leicht erklären. Die Jugendlichen sehen meist nur ihren eigenen Umkreis, „man sieht nur bis zur eigenen Nasenspitze“. Der alte Mensch dagegen sollte aufgrund seiner Lebenserfahrung schon Weisheit und Weitsicht entwickelt haben. Leider verwirklichen viele Menschen diese Weitsicht nur in der Weitsichtigkeit.

Sehen ist mehr als schauen
Zwei Drittel aller Sinneseindrücke werden durch die Augen, also visuell vermittelt. Das heißt, wir nehmen die meisten Reize aus der Umwelt mit den Augen wahr. Darüber hinaus sind die Augen sehr eng verknüpft mit der allgemeinen Fähigkeit zur Bewegung und unseren geistigen Leistungen. Das heißt das Sehen ist maßgeblich an der Bewältigung unseres täglichen Lebens beteiligt. Grund genug, zu überlegen, was wir für unsere Augen tun können.

Entspannung für die Augen
Den besten Abstand von belastenden Alltagssituationen und Stress gewinnen wir durch das Schließen der Augen. Nur wenn der visuelle Reizfluss unterbrochen wird wie beim Schließen der Augen, schalten wir im wahrsten Sinne des Wortes ab. Sind wir dagegen angespannt und fordern unserem Denkvermögen höhere Leistungen ab, können wir das Höchstmaß an Sehschärfe mobilisieren. Dadurch können Situationen schneller erfasst und der nötige Durchblick gewonnen werden. Die Augen sind aber nicht unbegrenzt belastbar. Sie sind dankbar, wenn man ihnen die Möglichkeit zur Entspannung gibt. Gut geeignet sind dafür spezielle Übungen, die von dem amerikanischen Arzt Dr. Bates schon 1920 beschrieben wurden.

Generelle Augenübung

  • Schauen Sie 6-7 mal hintereinander zunächst nach rechts, dann nach links und wieder nach rechts.
  • Dann heben Sie ihre rechte Schulter so weit wie möglich nach oben, wenn sie nach rechts schauen und umgekehrt. Mehrere Male wiederholen.
  • Dann bücken Sie sich mit ausgestreckten Armen und lassen ihre Augen den Fingerspitzen folgen, dasselbe links und wiederholen.
  • Zum Abschluss setzen Sie sich wieder hin und drehen ihre Augen im Kreis von rechts nach links.

Palmieren
Mit dieser Übung können die Augen gut entspannt werden. Bildschirmarbeiter sollten sie also von Zeit zu Zeit durchführen. Sie setzen sich entspannt hin, legen die Handflächen leicht gewölbt über die Augen und überkreuzen die Finger auf der Stirn. Tief und gleichmäßig atmen und versuchen, sich in einen Zustand tiefster Dunkelheit zu versetzen.

Augenmassage
Die zarte Massage bestimmter Meridianpunkte hat eine starke durchblutungsfördernde Wirkung auf die Gesichts-, aber auch den Augenmuskel. Mit leichtem Druck massieren Sie mit kreisenden Fingern seitlich der Nasenwurzel, unterhalb der äußeren Augenbrauenenden, im Bereich des Jochbeins seitlich der Nase und streichend am oberen Rand der Augenhöhlen unterhalb der Augenbrauen…

Die Augen essen mit
Augenprobleme wie Netzhautschäden, Makuladegeneration, Altersweitsichtigkeit oder grauer Star lassen sich nicht wegtrainieren. Einen kleinen Beitrag zur Vorsorge leisten aber sekundäre Pflanzenstoffe in der Nahrung. Als „Radikalfänger“ schützen sie die Netzhaut und sorgen für gesunde Sehsinneszellen. Auch die Nachtblindheit (wichtig für Autofahrer), bei der schlecht funktionierend Stäbchen- Sinneszellen das Dämmerungssehen einschränken, lässt sich durch gezielte Versorgung mit sekundären Pflanzenstoffen positiv beeinflussen. Solche Schutzstoffe sind vor allem die Carotinoide Lutein und Zeaxanthin, Beta- Carotine und Anthocyane. Wissenschaftliche Studien belegen, dass der Konsum von Pflanzen mit diesen Wirkstoffen das Risiko für Makuladegeneration um fast 40% senken kann. Bei besonderer Beanspruchung der Augen, zum Beispiel Bildschirmarbeiten, ist der Bedarf an diesen Schutzstoffen erhöht.

Lutein, Zeaxanthin finden sich in Spinat, Kopfsalat, Erbsen, Petersil und Grünkohl. Im Spinat finden sich besonders viele Augenschutzstoffe, er ist daher weniger ein Gemüse für Kinder, sondern für ältere Menschen.

Das Anthocyan Myrtillin in der Heidelbeere dagegen sorgt ganz besonders für die Elastizität der Gefäße in den Augen und ist gut für Menschen, die unter Nachtblindheit und Lichtempfindlichkeit leiden.

Wie sensibel sind unsere Augen
Die Augen sind hochkompliziert und sensibel gebaute Sinnesorgane. Warnsignale, dass mit unseren Augen etwas nicht in Ordnung ist, sind:

  • Brennen der Augen
  • Tränen der Augen
  • Trockenheit der Augen
  • jede Art von Lichtscheuheit
  • Schmerz
  • Sehverschlechterung

Ein Besuch beim Augenarzt ist dann sicher zu empfehlen

Heilpflanzen für die Augen
Je nach Problem gibt es die Möglichkeit als vorbeugende Selbsthilfemaßnahme Heilpflanzen zu verwenden. An vorderster Stelle steht dabei eine Heilpflanze, deren Name ihre Wirkung klar umschreibt.

Augentrost (Euphrasia officinalis)
Verwendete Pflanzenteile: Das ganze blühende Kraut, Euphrasiae herba.

Anwendung: Tee (1-2 Teelöffel Droge mit 1/4 l kaltem Wasser übergießen, zum Sieden erhitzen, abseihen) innerlich und äußerlich als Umschlag auf das Auge oder als Augenspülung verwenden. Zur äußerlichen Anwendung gibt es auch verschiedene Präparate zum Eintropfen, zum Beispiel Euphrasia-Augentropfen von Weleda. Innerlich wird Augentrost auch homöopathisch in Form von Euphrasia D6 gegen alle möglichen Augenprobleme wie Augenbrennen, gerötete, gereizte und tränende Augen eingesetzt (3 mal 5 Globuli/Tag).

Inhaltsstoffe: Die Inhaltsstoffe sind Iridoidglykoside wie Aucubin, dem man neuerdings eine „Breitbandwirkung“ gegen bakterielle Infektionen und überhaupt entzündungshemmende Wirkung zuschreibt. Diese Wirkung wird noch durch Gerbstoffe und Flavonoide verstärkt.

Heilwirkung: Schon der Name deutet die offenbar erfolgreiche Anwendung bei Erkrankungen der Augen an. Der botanische Name Euphrasia, der aus dem Griechischen stammt, bedeutet soviel wie Frohsinn und Wohlbefinden. Im Mittelalter war man überzeugt, dass der Augentrost auch die innere Sehkraft stärken und hellsichtig machen kann. Die Wissenschaft ist sich nicht sicher, auf welche Wirkstoffe die schon alte Anwendung dieser Heilpflanze zurückzuführen ist. Tatsache ist, dass sie erfahrungsgemäß bei akuten und subakuten Bindehautentzündungen sehr wirkungsvoll ist. Besonders für Menschen, die Arbeiten verrichten, bei denen die Augen sehr belastet werden, beispielsweise Bildschirmarbeit, aber auch die Arbeit in Büros mit Klimaanlagen oder vielen Raucherkollegen, sollten Augentrostumschläge schon vorbeugend eingesetzt werden. Ob die innerliche Anwendung des Tees in solchen Fällen auch hilft, müsste erprobt werden. Gute Erfahrungen hat man aber bei der Verwendung als Tee bei Menschen beobachten können, die “nahe am Wasser gebaut sind”, also bei der leisesten Belastung ihrer Augen bereits zum Tränen neigen.

Indikation: Subakute und akute Bindehautentzündung, Ermüdungserscheinungen der Augen, Lidrandentzündung.

Fenchel (Foeniculum vulgare)
Die Fenchelkörner eignen sich als Tee (Samen zerdrücken, Aufguss, 10 Minuten ziehen lassen) zu Augenspülungen für gereizte Augen. Den Tee abkühlen lassen, in Glas schütten, dieses über das offene Auge geben und kurz durchspülen.

Augenspülungen
Für Augenspülungen, damit ist gemeint, dass der Augapfel mit dem Tee gespült wird, im Unterschied zu Umschlägen auf das geschlossene Lid, sollte Kamillentee nicht verwendet werden, da sein ätherisches Öl so stark ist, dass es die Bindehaut reizen könnte. Aus der Erfahrung bewährt hat sich neben dem Augentrost für Augenbäder der Fencheltee. Die Volksmedizin sprach ihm immer eine kräftigende und “klärende” Wirkung auf das Auge zu. Das ätherische Öl des Fenchels ist jedenfalls ausreichend entzündungshemmend, ohne die reizende Wirkung der Kamille.

Lidrandentzündungen
Bei Lidrandentzündungen oder auch bei Gerstenkörnern dagegen sollte Kamillentee als entzündungshemmendes Mittel in Form von Umschlägen auf das geschlossene Auge verwendet werden. Eine Alternative dazu ist Eichenrindentee, dessen Gerbstoffe eine starke zusammenziehende Wirkung haben.

Trockene Augen
Immer mehr Menschen leiden an einer mangelhaften Tränenflüssigkeitsproduktion, dem sogenannten trockenen Auge (Sicca- Syndrom). Als Ursache kommen Bildschirmarbeit, aber auch hormonelle Probleme in Frage. Die Beschwerden zeigen sich in einem Trockenheits- und Fremdkörpergefühl (als ob man Sand in den Augen hätte) und Brennen und Jucken in den Augen.

In der Apotheke gibt es eine Vielzahl von Tränenersatzmitteln, die auch über längeren Zeitraum verwendet werden können.

Mit homöopathischen Augentropfen (Oculoheel) könnte auch ursächlich gegen das Problem der trockenen Augen vorgegangen werden. Kombiniert werden in diesen Augentropfen, die praktisch in Plastikkapseln abgefüllt, als Einmalmittel verwendet werden, folgende Heilpflanzen:

  • Euphrasia (Augentrost): Gegen Augenbrennen und geschwollene Lidränder
  • Jaborandi (Pilocarpus): Allgemein bei Augenschmerzen und bei Überanstrengung
  • Cochlearia (Löffelkraut): Bei Rötungen der Augen, u.a. auch durch Bildschirmarbeit
  • Echinacea (Sonnenhut): Gegen die Entzündungstendenz.

Diese Augentropfen helfen den Augen die natürliche Feuchtigkeit zurückzugeben und auch Kontaktlinsenträgern. Augenreizungen zu vermeiden.

Ein Beitrag von Miriam Wiegele, (verstorben 2022)
www.miriamwiegele.at