BLOG Jänner 2024
Göttlicher Weihrauch

In der Antike zählte der genaue Standort der kostbaren Weihrauchbäume zu den bestgehütetsten Geheimnissen. Mythen und Sagen rankten sich um sie. Herodot berichtete sogar von geflügelten Schlangen, die sie bewachten. Unter den Ägyptern zählte Weihrauch zu den bedeutendsten Dingen, die es zu besitzen gab. Handelte es sich doch um den „Stoff, der göttlich macht“. Nicht umsonst entstand eine der ältesten Handelsrouten, die Weihrauchstraße, ursprünglich zum Transport des gefragten Baumharzes. Hohe Häupter hingegen galten als besonders verschwenderisch damit. So soll die Redewendung „sich selbst beweihräuchern“ auf römische Kaiser wie Nero zurückgehen. Ein begehrtes Handelsgut ist Weihrauch bis heute. In Somalia gibt es eigene Sammelgenossenschaften. Sie ritzen die Rinde der Bäume an vielen Stellen ein, woraufhin eine milchig-weiße Flüssigkeit austritt, die zu Harz gerinnt. Auch wenn dazwischen Monate vergehen – erst das dritte Harz, das der Baum zu seiner Wundversorgung abgibt, ist von gewünschter Qualität und wird gesammelt.

A bis Z: Asthma bis Zahnweh
Das Harz des Weihrauchbaums, der in den Trockengebieten Ostafrikas, der Arabischen Halbinsel und Indiens heimisch ist, enthält mehr als 200 unterschiedliche Stoffe. Neben ätherischem Öl und Bitterstoffen sind vor allem die entzündungshemmenden Boswelliasäuren interessant für die Medizin. Studien zeigten, dass sich eine Vielzahl entzündlicher Erkrankungen gut damit behandeln lässt. Bei Rheuma und Arthritis kann Weihrauch die Schmerzen lindern und die Schwellungen abklingen lassen. Auch dem von Durchfall oder Gastritis angegriffenen MagenDarm-Trakt kann das Baumharz helfen. Weihrauch kann auch gegen Hauterkrankungen wie Schuppenflechte, gegen Allergien, Asth ma, akute Atemwegserkrankungen und grippale Infekte von innen eingesetzt werden. Bei Schmerzen und Hautproblemen ist zusätzlich auch die Anwendung von außen möglich, nämlich in Form von kühlenden Auflagen mit verdünntem Weihrauch-Öl oder als Weihrauch-Balsam zum Einmassieren. Speziell bei Gelenkschmerzen kann die schulmedizinische Therapie mit Weihrauch begleitet und dadurch die Arzneimitteldosis verringert werden.

Vertreibt Keime aus der Luft
Zu Pestzeiten empfahl Paracelsus eine spezielle Räuchermischung, die in allen Zimmern angewendet werden sollte. Die Pest ist bei uns heute zum Glück kein Thema mehr. In Grippezeiten – Stichwort Tröpfcheninfektion – ist es dennoch sinnvoll, die Luft zu reinigen, um uns nicht anzustecken. Die Mischung, in Anlehnung an die Paracelsus-Rezeptur, bestehend aus 3 EL Weihrauch, 2 EL Myrrhe, 1 EL Opopanax, ½ EL Stinkasant sowie 6 EL Wacholderbeeren, dient diesem Zweck und duftet angenehm.

Pflanzensteckbrief: Weihrauch (Boswellia)

Arten:
Es gibt viele verschiedene Weihraucharten. Die drei am weitesten verbreiteten sind Boswellia sacra, Boswellia carterii und Boswellia serrata. Die Herkunftsländer reichen von Südarabien über den Oman und Ägypten bis nach Äthiopien.

Wuchsform:
bis zu 6 Meter hoher Baum

Synonyme:
(Indian) Olibanum, „Schweiß der Götter“ (Harzperlen), Salai- oder Salphalbaum

Pflanzenfamilie:
Balsambaumgewächse (Burseraceae)

Verwendete Pflanzenteile:
getrocknetes Baumharz

Anwendungsbereiche:
entzündliche Erkrankungen, z. B. des Darms (Colitis ulcerosa, Morbus Crohn), der Haut (Psoriasis, Neurodermitis) und der Gelenke (Rheuma, Arthritis); Schmerzen allgemein, Keimbefall, Allergien, Asthma, Atemwegsinfekte

Artikel aus der Zeitschrift „Aufleben – traditionelle Medizin für ein modernes Leben“

Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel wurde auf Grundlage aktueller Studien verfasst (zur Zeit der Veröffentlichung) und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Deinem Arzt. Besprich daher jede Maßnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Deinem Arzt.

Mag. pharm. Gabriele Ilk

Text und Bild zur Verfügung gestellt:
Mag.a pharm. Gabriele Ilk
aus der SonnenApotheke Gunskirchen www.sonnenapo.at