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Die Rose. Duftende Königin und Arznei im Garten

Die Rose gilt als Königin der Blumen, Geschichten und Mythen ranken sich um ihre Entstehung. Bereits vor 40 Mill. Jahren wuchs die Gattung Rose im Gebiet des heutigen Chinas wie Fossilien bestätigen. Funde zeigen, dass Rosen bereits 3000 Jahre v.u.Z. in Persien kultiviert wurden. Heute ist die Rose in fast jedem Garten finden. Bekannt sind Rosen, die auf der ganzen Nordhalbkugel verbreitet sind, in zahlreichen Natur- und Zuchtformen. Nicht nur Hagebutten, sondern die duftenden Rosenblüten werden traditionell seit Jahrtausenden als Arznei genutzt.

Die Rose begleitet den Menschen seit Generationen, diente zunächst als Hag zum Schutz. Begriffe wie Hagebutte oder Hagerose (Hundsrose) erinnern uns daran. Die Früchte dienten den Menschen der Nahrung, die Blüten als Arznei und Luxusgut. Als Heilmittel haben Rosenblüten eine lange Tradition, die bis in die Antike zurückreicht. Bereits aus dem frühesten Altertum sind Schriften über die gesundheitlichen Wirkungen überliefert, bei den Ägyptern galt sie gar als Universalmittel. Von Theoprastus über Dioskorides, Hippokrates, Hildegard und Paracelsus – um die bekanntesten zu nennen – wurden die zarten, duftenden Blättchen als Heilpflanze gerühmt.

Rosen sind in Garten und Natur bezaubernde Erscheinungen mit heilenden Wirkungen auf Körper, Geist und Seele. Betrachten wir eine Rosenblüte so steigt uns ein lieblicher, süßlicher Duft in die Nase. Zaubert der Anblick oder der Duft uns ein Lächeln ins Gesicht, stimmt uns milde und zufrieden? In der Blüte wirkt die Kraft der Venus, die wir mit Anmut, Sanftheit, Entspannung und Weiblichkeit assoziieren. Die Rosenblüte wirkt harmonisierend und ausgleichend. Traditionell wird die Rosenblüte zum Korrigieren von stark wirksamen Arzneien oder Giften genutzt und entsprechend eingenommen. Außerdem galt sie als Herz- und Nerventonikum, Aphrodisiakum, wurde bei Schmerzen, Magenproblemen und Frauenleiden verordnet und diente dem Anti-Aging.

Heute kann uns die Rosenblüte, die als Arznei sicher eher in Vergessenheit geraten ist, einiges für unsere Gesundheit schenken: Bekannt ist sicher ihre wohltuende Wirkung auf die Haut. Eine Auszugsöl der Rose kann gleich nach der Dusche, solange die Haut noch feucht ist, aufgetragen werden. Aufgrund ihrer antientzündlichen und antibakteriellen Eigenschaften ist das Öl auch bei Problemhaut wie Neurodermitis, bei Ekzemen, Sonnenbrand und sogar Akne geeignet. Bestätigt ist ihre Wirkung darüber hinaus bei kratzigen Augen und zur Pflege der alternden Haut. Traditionell in Herzmitteln enthalten, zeigen heute Forschungsergebnisse, dass die Rose beruhigend auf Herz und Lunge wirkt. Weiters wirkt sie bei Kopfschmerzen und Migräne. All diese Effekte werden sicher durch die ausgleichenden Wirkungen auf das Nervensystem unterstützt. Das ätherische Rosenöl hilft bei Angstzuständen, Stress und Schlaflosigkeit. Untersucht wird die Anwendung bei Alzheimer; das Hydrolat wird gerne in der Geburts- und Sterbebegleitung verwendet, außerdem in der Tierheilkunde. Generell wurde in der Geschichte eher das Hydrolat als das reine ätherische Öl genutzt, ferner alkoholische und ölige Auszüge, Zäpfchen und Sirupe oder die Blütenblättchen wurden in spagyrischen Zubereitungen verarbeitet.

Mit Hilfe einer Kupferdestille lässt sich leicht das wundervoll, duftige Hydrolat gewinnen. Alle duftenden Rosensorten sind geeignet, am feinsten gilt das Hydrolat der Damascenarosa (Rosa damascena). Die Blüten sollten dabei rosa gefärbt sein, so ist es zumindest in der Literatur beschrieben. Das Destillat enthält alle flüchtigen Bestandteile der Rosenblüten, das ätherische Öl – den Sulphur der Pflanze. In den Blüten wurden weiters Gerbstoffe, Bitterstoffe, fettes Öl sowie organische Säuren bis dato nachgewiesen. Rosengewächse sind besonders reich an Phenolverbindungen, die als Antioxidantien dienen. Wer diese Inhaltsstoffe und andere Wirkkräfte der Blüte erschließen möchte, kann die Blütenblätter als Tinktur ansetzen. Für diesen Zweck werden die angewelkten oder getrockneten Blütenblätter mit Alkohol übergossen. Besonders Apfelbrand ist geeignet, da dieser die venerische Kraft der Blüte verstärkt. Für den täglichen Genuss eignet sich ein Sirup oder Wein, für die innere und äußere Schönheit die Verarbeitung zu Rosenglycerit oder Rosenessig. Zur Bereitung eines Auszugsöles werden die Rosenblüten mit einem duftneutralen Öl übergossen und an einem warmen Ort, jedoch nicht in der Sonne für drei Wochen mazeriert. Als Basisöle eignen sich die Öle der Rosengewächse wie etwa Mandel- oder Wildrosenöl (gewonnen aus den Hagebuttensamen). Übrigens bieten sich derzeit die frischen Rosenblüten als Beigabe zu Salaten an. Sie können in Salz eingelegt werden, um uns als Badezusatz zu erfreuen. Getrocknet wandern sie in wohlriechende Potpourris, die pulverisierten Blütenblätter können eingenommen, in Gewürze gemischt oder sogar zu Puder verarbeitet werden.

Die Heilkräfte der Rose begrenzen sich jedoch nicht auf die Blüte. Wie schon unsere Vorfahren wussten, bietet die Rose uns ganzjährig Hilfe für unsere Gesundheit. Im Frühjahr schenkt sie uns Knospen, im Sommer unter anderem die Blüten. Im Herbst beglückt sie uns mit Hagebutten und dem Rosenholz, dessen ätherisches Öl ebenfalls in der Aromatherapie beschrieben ist.

Die Rosenblüte erfreut uns jetzt mit Schönheit, Anmut und betörendem Duft. Wer Zeit und Lust hat sollte die Blüten jedoch auch als Arznei verarbeiten und so die sommerliche Venuskraft mit in die kalte Jahreszeit nehmen.

Rosa damascena
Les Roses: Rosa Damascena, subalba, 1817–1824. Henry Joseph Redouté (French, 1766–1853). Stipple and line engraving, with hand coloring; The Cleveland Museum of Art, Mr. and Mrs. Charles G. Prasse Collection 1965.291

Rezepte
Praktisches: Je nach Pflanze erscheinen die Rosenblüten kleiner oder üppiger, sind manchmal wenig oder sehr gefüllt. Die Mengenangeben sind daher oft schwierig. In der Praxis hat sich bewährt die Blüten an einem sonnigen Tag am Vormittag zu ernten und dann lose auf Papier anwelken zu lassen. Dadurch können kleine Käfer und andere Tierchen flüchten, andererseits bilden die Blüten noch Inhaltsstoffe im Sterbeprozess aus. Dann werden die Blättchen vereinzelt und lose in die Flasche gefüllt. Traditionell wird einem Ansatz stets eine ganze Blüte hinzugegeben. Beim anschließenden Übergießen sinken die Blättchen zusammen und bieten der Ansatzflüssigkeit genug Platz.
Füllen die Blüten die Flasche nicht voll, dann wird mit weniger übergossen; bei einem zuviel können die Blüten gegessen oder getrocknet werden.

Rosenwein:

  • Rosenblüten, vereinzelt
  • 1 Flasche Rosewein oder Weißwein (0,75)
  • nach Bedarf ein paar Himbeeren
  • nach Bedarf ein Zweig Rosenthymian oder Lavendel oder andere Blüten

Die Rosenblüten werden vereinzelt und in der Sonne etwas liegen gelassen. In eine Weithalsflasche füllen, gegebenenfalls Früchte und / oder Kräuter ergänzen und mit Wein übergießen. 3-4 Wochen ziehen lassen. Abgießen. Bei Bedarf mit Kandiszucker (max 10%) oder Holunderblütensirup süßen. Als Aperitif zur Harmonisierung. Im Kühlschrank lagern.
Tipp: Werden mehrere ganze Blüten hinzugegeben ändert sich der Geschmack. Der Wein gelingt auch mit getrockneten Blütenblättern, entfaltet jedoch ein herberes Aroma. Durch Zugabe anderer Blüten wie etwa Holunder lassen sich himmlische Kompositionen kreieren.

Rosensirup:

  • Rosenblüten
  • 1 Liter Wasser
  • 1 Zitrone
  • 500 g Zucker

Zitrone in der Hand drücken, dann in Scheiben schneiden, den ausgetretenen Saft auffangen. Rosenblüten vereinzeln. Mit der Zitrone in ein geeignetes Gefäß geben und mit 1 Liter Wasser übergießen. 3-4 Tage stehen lassen. Durch ein Mulltuch gießen. Alles mit 500 g Zucker aufkochen lassen, in Flaschen füllen und gut verschließen.
Die Reste der Rosenblüten bitte nicht wegwerfen. Diese vorsichtig auf eine Dauerbackfolie ausbringen, und im Rohr bei max. 70 °C trocknen. So erhält man leicht noch kandierte Rosenblüten!
Kühl lagern. Zur Aromatisierung von Speisen und Säften.

Tipp: Zu den Rosenblüten lassen sich je nach Jahreszeit Holunderblüten, Lavendelknospen, Akazienblüten, Rotkleeblüten usw. ergänzen.

Eine Zusammenfassung über die pharmakologischen Wirkungen der Rose finden sie hier: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3586833/

 

Text zur Verfügung gestellt von
Mag.a pharm. Dr. Gabriele Kerber-Baumgartner
www.apotheke-hofwiese.at