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Balneotherapie

Baden: ein Wirken, tief und kräftig hinein in die Heilungsvorgänge des gesamten Menschen. Außerdem ist das sich „vom Wasser getragen fühlen“ ein urvertrautes Gefühl, aus dem wir hervorgehen. Das Fruchtwasser weist einen pH-Wert von 8 auf. Es ist also sehr angenehm basisch. Das Meer war es bis vor einiger Zeit auch.

Zu Zeiten von Hippokrates war eine der Hauptanwendungen, natürliches Fieber durch ein Bad zu erzeugen. Das führte zur Heilung von gar vielen Krankheiten. Dabei kam und kommt es auf die verschiedenen Diagnosen und Anwendungsformen an. Ein Bad kann als Vollbad, kalt oder warm, ansteigend, lauwarm oder heiß verordnet werden. Ob Teilbäder einzelner Körperteile, wie Arme, Füße, Unterleib oder Wechselbad in Frage kommen, bestimmt der Kurarzt oder Therapeut. Große vorbeugende Wirkung erzielt ein Dampfbad und ist auch ohne Diagnose jedem zu empfehlen, der entweder wasserscheu oder hitze-/kälteempfindlich ist. Ein etwas neuartigeres Kaltbad ist eine Ganzkörper-Kältetherapie (Kryo-Therapie) bei minus 110° C und hat u.a. eine entzündungshemmende und schmerzlindernde Wirkung. Diese wie auch Kaltbad-Anwendungen basieren auf der jeweiligen Feststellung in der Befundung, ob die Entzündung einer kalten oder hitzigen Ursache zugrunde liegt. Schon ein einmal wöchentlich genommenes Vollbad hat ganzheitlich pflegende Wirkung. Es dient im Allgemeinen der Reinigung, regt den Stoffwechsel an, belebt die Drüsenfunktion, erfrischt und beruhigt.

Zum Heilbad wird es, wenn dem Wasser bestimmte Zusätze beigemengt werden. Damit können diverse Leiden gelindert werden oder ganz verschwinden. Heublumen, Latschenkiefern-Extrakt, Fichtennadeln, Zinnkraut, Eichenrinde, Kamille, Walnussblätter, Salz, ätherische Öle, Honig, Sahne, um nur einige zu nennen, geben alle ihre spezifischen Wirkprofile ab.

Ein abendliches Latschenbad etwa entspannt nicht nur, sondern wirkt auch angenehm klärend und Nerven beruhigend auf die Psyche. Die oberen Luftwege und Bronchien werden durch das reichlich frei gewordene ?-Pinen, Limonen, ?-Pinen u.a. vom Schleim gelockert und zur Ausscheidung gebracht. Man kocht sich entweder einen Absud mit einer Hand voll Latschenkiefer-Spitzen in 1 L Wasser 10 – 20 Min. auf und filtert den Sud in die Badewanne ab. Auch in 2 EL Honig eingerührtes ätherische Öl von Latschenkiefer (Pinus mugo), gelöst im 37° C warmen Badewasser, erfüllt diesen Zweck. 20 Tropfen wirken eindeutig.

Ein weiteres, probates Mittel, das Badewasser mit heilsamen Zutaten anzureichern, ist das Salz. Salz dringt bekanntlich durch mehrere Hautschichten und erwirkt somit als eine Zellreinigung sondergleichen. Ein Bad mit einer längeren „Auslauge-Kapazität“, wie es z.B. das Edelsteinbad von Michael Droste Laux inhaltlich entsprechend unterstützt, steuert diese Qualität in effizienter Weise. Es dient auch als Entgiftungsbad zur raschen Überwindung von Erkältungs- und Infektionskrankheiten, sowie der Blut- und Säfte Reinigung. Bei öfterer Anwendung und einer Badetemperatur von 37° mit einer Badedauer von 40-50-60 min. geht es dabei in Richtung Entsäuerung, Entschlackung, Entfettung und Zellregeneration aus dem Konzept nach Alfred Pischinger. Wenn beim Baden noch eine Bürstenmassage ins Entschlackungsprogramm eingeplant wird, können die Ablagerungen aus den unteren Hautschichten gelöst werden und zeichnen sich am Badewannenrand ab. Pischinger war ein Zellforscher mit Elan, einer, der aus dem Puls des Lebens den Zellmetabolismus in einem größeren Kontext bringen konnte.

Ein Fußbad als Teil-Bad kann sehr hilfreich sein, die Nieren zu entlasten. Man nennt es in der Fachsprache ein „Hilfsnieren-Bad“, d.h. die Füße verhelfen den Nieren zu Entlastungsfunktionen. In der Tat beugen warme Füße Schnupfen vor.

Die Wasserqualitäten bringen hervor, was unserer Gesundheit förderlich ist. Sie sind mit Mineralien und Metallen und vielen angereicherten Stoffen aus der Pflanzenwelt aufgewertet. Wasser hat Löslichkeits- und Einfließ-Power. Wasser ist das demütigste Element auf Erden, nimmt es doch so gut wie alles auf, was es auf dem langen Weg von der Quelle zum Ozean und aufsteigend über die Sphären wieder zurück berührend, schenkt.

An bestimmten Stellen überall auf der Erde verstreut, quellen heilende Wasserströme unterschiedlichster Zusammensetzung hervor. Sie werden, mehr oder weniger in Strukturen/Anlagen gefasst, als Anstalten geführt oder als frei zugängliche Thermalterrassen der Öffentlichkeit überlassen. Schwefelbäder kommen sehr häufig vor. Sie erreichen u.U. hohe Temperaturen und können äußerlich wie innerlich schaden. Eine zu lange Aufenthaltsdauer in einem Schwefelbad kann zu Erschöpfung führen, von der man sich nicht so schnell erholt. Schwefelbäder erfreuen sich deshalb so großer Beliebtheit, weil sie über sehr reinigende Eigenschaften und Ausleitungskräfte verfügen.

Genannt seien noch die Kneipp- und F.X.Mayr-Badekulturen. Letzterer übernahm das „Rumpfreibebad“ nach Louis Kuhne, und verschrieb es zur Vorbeugung und Behandlung akuter Infekte. Nach dem Naturgesetz: “Kälte immer nur auf Wärme!“ empfahl er keiner frierenden Person, begonnen bei kalten Händen oder Füßen, eine kalte Wasseranwendung durchzuführen. Es beeinflusst das vegetative Nervensystem und kann die Parasympathikus-Aktivität dabei ungünstig verstärken. Das Rumpfreibebad dauert ca. 10 min… Die Behandlung kann jedoch auch mit 5-6 min. begonnen und steigernd auf 15 min. ausgedehnt werden. Das jeweilige Befinden des Badenden wird dabei berücksichtigt. Zur Behandlung selbst dient eine Sitzwanne (oder Badewanne), eine Wassertemperatur zwischen 30° und 22° C und ein raues Tuch, mit dem der Bauch (Bauchlymphe), Leisten, Scham- und Kreuzbeingegend in über die Haut streifenden Reibungen gearbeitet wird. Anschließend kann Ruhe oder Bewegung verordnet werden. Durch das kühle Wasser ist der Körper angeregt, selbst Wärme zu erzeugen, durchblutet zu werden und die äußeren Reize der Kälte auszugleichen.

In alten Zeiten, lange bevor Badeanstalten angelegt wurden, strömte das Volk zum nahen Fluss, an geeignete Badestellen für Frauen, Kinder und Männer, um sich zu waschen. Unsere Vorfahren hatten noch die Gabe, sich über die urinalen Ausscheidungswege ca. 1 l Quellwasser in die Blase zu „saugen“ und sie mittels Druck zu reinigen.

Moorbäder, über Jahrtausende angereichertes Erosionsgut, „humifiziert“ mit wertvollsten Pflanzeninhalten, dienen zur Heilung von unterschiedlichen Beschwerden. Das „schwarze Gold der Erde“ heilt rheumatische, entzündliche, chronische, degenerative Erkrankungen, sowie Gicht– und Venenbeschwerden. Auch in einem solchen Bad erfährt der Körper eine maximale Funktionsentlastung mit thermisch-physikalisch-biochemischen Wirkfaktoren.

Baden bewirkt also einen ganzheitlichen Heilungsvorgang mit spezifischen Indikationen. Was sonst noch unter das Stichwort „Baden“ fällt, kann ein ziemlich ausdehnbarer Begriff sein: Waldbad (Shinrin yoku=CO²), Sonnenbad (Vit. D für die Psyche), Luftbad (Sauerstoff fürs Blut), Wollbad (in Schafwolle gehüllt das Schwitzen veranlassend), Heubad (in frisches Bergheu gehüllt, Schwitzen erzeugend, heilende, sekundäre Pflanzenstoffe über die Haut aufnehmend) und nicht zu vergessen die vielen Schönheitsbäder, denen sich die Kosmetikindustrie bedient. In Milch und Honig baden, oder in Champagner und Stutenmilch, kann hoffentlich mittels Bewusstmachung wissenschaftlicher Verifikationen bedeutenderen innerlichen Anwendungen zugeführt werden. Alles unterliegt auch hier dem Maß der Dinge und der Relation zu den zu erzielenden Effekten.

Text und Bild zur Verfügung gestellt von
Judith Wieser
www.judithwieser.com