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Die vier Elemente und der Mensch heute

Auszug aus der Diplomarbeit von Regina Kainz 2023, Teil 2

Die humorale Grundsituation eines Menschen ist konstitutionell geprägt. Daraus ergibt sich die Temperamentszugehörigkeit und der individuelle Konstitutionstyp.
Exogene und endogene Faktoren haben eine direkte und indirekte Wirkung auf die ausbalancierte Mischung der Säfte(=EUKRASIE) oder die krankhafte veränderte Mischung der Säfte(=DYSKRASIE). Alles beruht auf einem Mischverhältnis der Humores, die Gesundheit, wie auch die Krankheit.
Ziel der Humoralmedizin ist es, die Eukrasie eines Organismus zu erhalten oder wiederherzustellen. Jeder hat seine eigene individuell „richtige“ Mischung, sein eigenes optimales Feld der Eukrasie in den vier Elementen.
Das trifft nicht nur für den Menschen zu, sondern auch jeder andere Organismus. Innerhalb dieses Bereiches laufen alle Funktionen des Organismus gesund und in der vorgesehenen Art ab.

Was aber führt zu einer Verschiebung der Humoresverhältnisse?
Dazu ist es wichtig auf die 4 Temperamente als Grundlage der Konstitution zu schauen.
Die Bezeichnung der Temperamente ergibt sich aus der jeweiligen Ausprägung der eukratischen Säftezusammensetzung.
Die Säfte nehmen also Einfluss auf das Verhalten und den Charakter des Menschen.
Das Temperament ist ein Organisationsprinzip und angeboren, es kann also nicht grundsätzlich geändert werden. Es beeinflusst Habitus, Charakter und die psychosomatischen Eigenschaften eines Menschen.
In der humoralmedizinischen Praxis ist es von großer Bedeutung das Temperament des Gegenübers zu kennen. Erst dann können wir das passende Heilmittel empfehlen.
Z.B. Ein Patient mit phlegmatischer Ausprägung reagiert auf ein wärmendes, trocknendes Heilmittel anders als ein Choleriker.
Auch jede Krankheit nimmt je nach Temperament des Erkrankten einen unterschiedlichen Lauf.
Das Wiederherstellen der Gesundheit, die Regulation des Säure – Basenhaushaltes, die Entgiftung bzw. Entschlackung des Körpers wird durch verschiedene Pflanzen und deren Kombinationen unterstützt.
Eine Pflanzenheilkunde, die sich an den humoralen Qualitäten orientiert, richtet sich nicht in unterdrückender Weise gegen die Krankheit und ihre Symptome, sondern sie setzt gezielte Impulse zur Wiederherstellung der Eigenregulation.

Die Integration der materiellen und nicht sichtbaren Ebene, ist für den Heilerfolg genauso wichtig wie die Wirkungsweise der Inhaltsstoffe einer Heilpflanze. Pflanzenheilerinnen hat es zu allen Zeiten und sicherlich auch in allen Kulturen gegeben, denn Pflanzen sind die ältesten Heilmittel der Welt. Es waren meist Frauen, die der Pflanzenheilkunde mächtig waren und das passende Heilkraut zu jeder Pflanze kannten. Sie wussten über deren Anwendung Bescheid, machten Wickel und Dampfbäder, kochten Tees und alkoholische Gebräue, rührten Salben und mörserten Kräuterpulver. Sie waren vertraut mit verschiedenen Themen rund um die Frauenheilkunde, mit Verwundungen oder Krankheit, aber auch mit dem Sterben. Sie hatten für jede Situation das passende Kraut dabei und begleiteten als wissende Heilerinnen. Oft heilten sie nicht nur mit dem Kraut, sondern auch mit ihrem gesprochenen oder gesungenen Wort.
Unzählige Sprüche und Formeln kannten sie auswendig und murmelten sie, wenn ein Erkrankter zu ihnen kam.
Die heilsame Verbindung von „Wort“ und „Wurz“, wie Wolf-Dieter Storl sie nennt, finden wir auch in vielen schamanischen Kulturen. Der Ursprung liegt darin, dass sowohl die Heilpflanze als auch der Krankheitsdämon als Wesenheit angesehen wird, die direkt angesprochen werden muss, damit sie ihre Wirksamkeit entfaltet. Pflanzen wurden lange Zeit als beseelte Wesen betrachtet, da sie neben der materiellen Ebene auch eine geistige Dimension besitzen und wurden damit wahrscheinlich völlig anders angewendet als wir es heute tun.
Verstehen wir die Sprache der Pflanzen als Regulator und Impulsgeber, hören wir auf die Natur, verstehen wir die Symbolik und gehen wir weise vor allem in der Anwendung damit um, dann kommen wir wieder ins Gleichgewicht, in die Balance.
Es ist notwendig, die Wirkung einer Pflanze als Reiz auf das System „Organismus“ zu betrachten, dass in einer bestimmten Weise auf diesen Reiz reagiert bzw. antwortet. Eine Pflanze mit warmer Qualität führt nicht Wärme zu, sondern sie aktiviert die im Organismus potenziell vorhandenen Wärmeprozesse und bringt sie zur Entfaltung.

Text zur Verfügung gestellt: Regina Kainz, PKA.

Auszug aus der Diplomarbeit für den Abschluss der „TEM-Spezialfortbildung für Apotheken“ im Oktober 2023.