Ein naturphilosophischer Text in authentisch paracelsischer Tradition über die Rose als eine der bedeutendsten abendländischen Heilpflanzen im Sinne der Weihnachts- und Rauhnachtszeit – künstlerisch verfasst, bebildert und zur Verfügung gestellt von unserem geschätzten Fachvereinsmitglied Magdalena Machinger.
Das Jahr liegt in seinen letzten Zügen. Die Schwelle der längsten Nacht ist bald überschritten und die magischen Rauhnächte, die immer auch als Orakel für das kommende Jahr gegolten haben, ziehen uns in ihren Bann.
Das Hüten des Feuers im Ofen ist heute nicht mehr überlebensnotwendig, aber im übertragenen Sinne ist auch schon immer das innere Feuer damit assoziiert worden.
Ideen, Wünsche und Vorhaben finden in der dunklen Zeit ihren Nährboden für das Aufkeimen des Neuen im beginnenden nächsten Jahr.
Eine Rückschau und Reflexion über das Vergehende, ist genauso wichtig wie der Blick nach vorne in das Kommende. Widerstreitende Kräfte können zutage treten, den Organismus schwächen und bei Infektionen sowie der alljährlichen Grippewelle ihren Ausdruck finden.
Der Wunsch nach Harmonie und Ausgeglichenheit zwischen diesem unsteten Kräftemessen macht sich bemerkbar.
Die Rose, eine große Verbündete aus dem Pflanzenreich, kann hier Unterstützung geben. Seit jeher steht sie für Harmonie, Anmut und Schönheit.
Sie ist als „Herzkönigin“ bekannt, was in Bezug zur Gefühlswelt unseres Herzens steht. Schon in Ägypten und bei den Griechen galt sie als Symbol für die Liebe.
Der Duft der persischen Rose hat die Welt erobert. Ein echtes, reines Rosenöl ist auch heute noch ein kostbares Gut.
Aber egal in welcher Form, ob als frische oder getrocknete Blüte aus dem Garten, als Öl, Rosenwasser und vieles andere mehr – ihr Duft lässt uns die Sinnlichkeit des Sommers mit all seiner Herzenswärme wahrnehmen.
In Ägypten war das Öl ein wichtiger Bestandteil der Salböle für Mumien, und Kleopatra wusste damals schon, ihre Weiblichkeit mit dem Duft der Rose zu unterstreichen. Das Rosenwasser oder Rosenhydrolat dient noch heute der Schönheitspflege und hilft bei Hautproblemen.
In der Antike galt die Rose als Wundheilmittel und fand ihren Weg in die Heilkunde auch bei Nervenleiden, Hysterie, allgemeinen Schwächezuständen und Frauenleiden, wo sie heute noch in der traditionellen europäischen Medizin ihren Platz hat.
In sämtlichen Mischungen hilft die Rose als Minimal-Zugabe, wie ein Diplomat oder Botschafter, zwischen den einzelnen Zutaten zu vermitteln.
Sie hat die Kraft, Brücken zu bauen und selbst Unvereinbares zu verbinden.
Wir können das sehr deutlich an ihrer Signatur erkennen. Die Blüte ist stark venus-signiert, die Dornen und Früchte zeigen den Mars in seinem Element. Schutz und Abwehr sind seine Qualitäten.
Die Rose vereint das Männliche und Weibliche, Yin und Yang, sowie das statische und kinetische Prinzip. Mit ihrer Hilfe kommt eine Harmonie zustande, die ihresgleichen sucht.
Nicht gegen etwas zu sein, sondern miteinander zu verbinden, das ist ihre Stärke.
Kundige der vergangenen Tage haben ihre großen Lebenselixiere nach diesem Vorbild kreiert. Das Verbinden bzw. Ausgleichen von Feuer- und Wasser-Element, wie es die Rose vorzeigt, ist der Schlüssel für ein gesundes, langes Leben.
Botanisch betrachtet gehört die Rose zur großen Familie der Rosengewächse (Rosaceae), erkennbar unter anderem durch die Fünf-Blättrigkeit. Die Fünf ist auch die Zahl des Menschen auf der Erde und symbolisiert Harmonie an sich.
Wir finden die Rose zwischen dem 20. und 70. Grad nördlicher Breite vorkommend. Aus dem Orient stammen die duftenden Damascena – und Centifolia Arten; Rosa gallica officinalis, bekannt als Apothekerrose, aus Mittel- und Südeuropa; Rosa canina, die Hundsrose mit ihren wertvollen Hagebutten, ist in Europa und Vorderasien weitverbreitet; Rosa rugosa, die Kartoffelrose hat große, weiche Früchte und kommt ursprünglich aus Ostasien.
Unzählige Züchtungen und Kreuzungen haben Liebhaber seither hervorgebracht, und sie fehlt in keinem Garten.
In Kunst und Mythologie sowie im religiösen Kontext hat die Königin der Blumen ihren festen Platz.
Rosa Mystica war ein anderer Name für Maria und gerade jetzt, kurz vor Heiligabend, ist das alte Weihnachtslied „Es ist ein Ros entsprungen“, wieder allgegenwärtig.
Auch das wunderschöne Dornröschen liegt umrankt und bewacht von einer Rosenhecke im Schloss und wartet auf ihren Prinzen.
Ein sehr schönes Bild der Mars-Venus-Beziehung wo vorderhand, im Sinne von Schutz eine Abwehr gegeben ist, und erst aus der Überwindungskraft heraus, Anziehung und Harmonie entstehen.
In diesem Newsletter starten wir mit der Erzählung „Vergiss die Rose nicht: Hinzelmeier“ von Theodor Storm und Leszek Wisniewski. Eine wundersame Reise in die Magie der Erzählkunst.
Die Rose mag uns ein willkommenes Vorbild sein, um Altes erfolgreich abzuschließen und dem Neuen mit Begeisterung entgegenzutreten.
Text & Bild: Magdalena Machinger (www.wurzelblume.at)